Review: Steam Link - Die Streaming Box für Gamer?

Allgemein
Steam Link ist gemeinsam mit dem Steam Controller Valve's Angriff auf die heimischen Wohnzimmer. Es ist eine kleine Streaming Box, die der Konsole den Fernseher streitig machen soll. Voraussetzung ist ein geeigneter PC mit Steam und einer Netzwerkanbindung zu Steam Link.
Valve verspricht Gaming in Full HD mit 60 FPS, eine kinderleichte Installation und ausreichende Anschlussmöglichkeiten. In diesem Review hab ich dem Steam Link etwas auf den Zahn gefühlt.


Der erste Anblick beim öffnen der Schachtel


Packungsinhalt
Wenn man die edel anmutende Verpackung öffnet strahlt einem bereits die Streamingbox in das Gesicht, schlicht in Schwarz gehalten und die Hochglanzteile mit Schutzfolie versehen. Darunter findet man einen Quick-Guide und einen Product-Guide, wir werden das einmal gekonnt ignorieren. Wenn es so einfach ist wie Valve verspricht sollten wir den Quick-Guide nicht benötigen.
Weiter unten in der Verpackung findet sich ein weiterer Karton der die Kabel beinhaltet. Mit dabei sind Netzteil mit Adapter für Zentraleuropa, Commonwealth, Australien, China sowie den USA und Kanada. Die Kabellänge des Netzteils beträgt ca. 2,5 Meter.
Auch dabei sind ein HDMI Kabel mit 2 Metern Länge und ein ungeschirmtes Flachband Netzwerkkabel ebenfalls mit 2 Metern Länge. Im Vergleich zum Marktstandard besitzt Steam Link eine Ausstattung knapp oberhalb des Durchschnitts.


Beigelegtes Zubehör

Anschlüsse/Verbindungen
Betrachtet man die Rückseite so fallen sofort der HDMI und Netzwerkanschluss auf, es befinden sich allerdings auch zwei USB 2.0 und der Netzteilanschluss auf der Rückseite. Ein weiterer USB 2.0 Anschluss ist auf der Rechten Seite des Geräts zu finden. Unsichtbar für den Betrachter sind jedoch die Bluetooth 4.0 sowie die 802.11ac Wireless Schnittstelle.

An den USB Ports können der Steam Controller, Logitech F710 oder Microsoft XBox 360 Wireless Dongle angeschlossen werden. Es ist auch Möglich das Streaming Erlebnis mit vertrauter Maus oder Tastatur zu erleben. Beim Zocken mit Maus und Tastatur sei darauf hingewiesen, dass Out of the Box nur die Basis-Funkion der Eingabegeräte zur Verfügung stehen. Jegliche Einstellungen die über die Zusatzsoftware wie Logitech Gaming, Razer Synapse, Roccat Swarm oder Ähnliche werden nicht berücksichtigt, da beim Streamen die Eingabedaten nicht an die Software weitergereicht werden. Valve hat jedoch Steam Link mit einem Update einen Here-Client spendiert und mit dem optional erwerbbaren "Virtual Here for Steam Link" sollte es auch möglich sein Einstellungen an den Geräten vorzunehmen als ob sie direkt am Host-PC angeschlossen wären.

Ein etwas kryptischer Satz in der Steam Link Beschreibung hat mich stutzig werden lassen. Es ist von einer "Drahtlose Steam Controller Verbindungsmöglichkeit " die Rede. Nach mehrfachem durchforsten der Einstellung bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es wohl um die Möglichkeit geht den Steam Controller mit dem beigelegten Wireless Dongle auf Steam Link zu betreiben.
Bitte beachtet dazu meinen Nachtrag hier.

Inbetriebnahme
Zur Inbetriebnahme Steam Link mit dem dem mitgelieferten HDMI Kabel mit dem Fernseher verbinden und mit dem Netzteil mit Strom versorgen. Einen Ein-/Ausschaltknopf gibt es nicht. Steam Link startet automatisch sobald Strom anliegt. Während der Einrichtung muss man sich für eine kabelgebundene oder kabellose Verbindung zum Heimnetzwerk entscheiden. Ich empfehle eine kabelgebundene Verbindung, da Wireless LAN sehr störanfällig ist gerade in dicht bebautem Gebiet oder gar in Mehrparteien Häusern und die damit verbundene Dichte an WLAN Heim-Routern kommt es oft zu Einschränkungen die das Streaming Erlebnis trüben.

Gamen wie man will, egal ob mit Maus und Tastatur oder Controller

Sobald man Steam Link angeschlossen und den richtigen Eingang am Fernseher ausgewählt hat strahlt bereits die Sprachauswahl vom Monitor. Nach dem Ändern der Sprache startet Steam Link neu.

Sprachauswahl

Danach sucht Steam Link nach Host-Computern die Steam geöffnet haben. Nach Eingabe des angezeigten PINs am Host-Computer kann dieser nun zum Streamen ausgewählt werden.

Steam Link Verbindungen
Mit dem Pairing des Steam Link Hosts ist die Einrichtung eigentlich schon abgeschlossen und man kann bereits zocken. Wenn man weitere Einstellungen vornehmen will kann man mit Y am Controller beziehungsweise ESC-Taste auf der Tastatur ein sehr umfangreiches Einstellungsmenü aufrufen.

Einstellungen
In der Audio-Einstellung kann zwischen Stereo, Quadrophonie, Surround (5.1) oder Automatisches Erkennen, gewählt werden. Bluetooth ist straight forward und wird nicht beleuchtet. Die Anzeige-Einstellung erlaubt das festlegen der Bildschirmränder. Die Netzwerkeinstellung erlaubt das Auslesen der MAC-Adressen und die Wireless Verbindung mit 802.11ac. Das Interface dazu ist wirklich übersichtlich aufgebaut und man sieht auf einem Blick alle Geräte in der Umgebung und mit Farben und Balken wie hoch die Signalstärken der Stationen sind.

Netzwerk Menü
Virtual Here ermöglicht die Einstellung des Virtual Here USB Clients. Dieser Client ist nur mit zusätzlicher kostenpflichtiger Software sinnvoll nutzbar. "Virtual Here for Steam Link" ist für 19,99€ im Steam Shop zu haben und beinhaltet eine Lizenz für drei zeitgleiche USB Verbindungen. Zur Erinnerung Steam Link besitzt nur drei USB 2.0 Anschlüsse.

Über den Menüeintrag "Streaming" lässt sich noch in drei Stufen die gewünschte Qualität des Streams Einstellen. Standardmäßig steht diese auf "Ausgewogen". Es gibt auch noch erweiterte Einstellungen die beziehen sich auf Bandbreitenbeschränkungen, Auflösungsbeschränkung und das Performance-Overlay. In diesem Test hab ich keinerlei Beschränkungen konfiguriert.

Vorraussetzungen
Die Anforderungen an den Host PC hat Valve sehr kurz gehalten:

  • Ein Hauptcomputer mit SteamOS oder Steam Big Picture Modus auf Windows Vista oder neuer, Mac OS X 10.10 (Yosemite) oder neuer, Linux Ubuntu 12.04 oder neuer. 
  • Ein Fernseher oder Anzeigegerät mit 720p oder 1080p Mindestauflösung 
  • Jegliche der Eingabegeräte wie oben beschrieben 
  • Heimnetzwerk für Steam Link und Hauptsystem

Für dieses Review wurde als Hauptcomputer/Host folgende Hardwarekombination eingesetzt:

  • Prozessor: Intel Core i7-4770k @3,9GHz
  • Arbeisspeicher: 16GB DDR3-1600
  • Grafikkarte: ASUS GTX760DC2OC, 2GB
  • Steam Laufwerk: Samsung 750 Evo 250GB
Als Anzeigegeräte wurden folgende verwendet:
  • Monitor 1 PC: LG 29UM57-P (2560x1080px, 21:9, 29 Zoll)
  • Monitor 2 PC: LG 29UM55-P (2560x1080px, 21:9, 29 Zoll)
  • TV: Toshiba Regza R32V685D (1920x1080px, 16:9, 32 Zoll)


Performance
Die Performance wurde in zwei Szenarien gemessen einerseits eine direkte Netzwerkverbindung mittels Switch, andererseits eine indirekte Netzwerkverbindung zum Switch über einen sogenannten Power Line Adapter. Ich habe das Szenario deshalb mit ins Review genommen, da es viele Haushalte gibt die nicht mal schnell ein Netzwerkkabel ins Wohnzimmer ziehen wollen. In diesem Fall greifen viele zu Powerline oder DLan Adaptern von Netgear, Devolo oder ähnlichen. In diesem Szenario verwende ich den Netgear Powerline 500 Adapter.

Powerline Szenario
Im Powerline Szenario traten sowohl beim Zocken mit dem Controller als auch bei Verwendung von Tastatur und Maus nach einiger Zeit störende Streaming Unterbrechungen von bis zu 10 Sekunden auf. Einmal brach der Stream völlig ab. Auffallend war in diesem Szenario, dass zwar die Zahl der Frames pro Sekunde konstant zwischen 57 und 60 war, bei schnell aufeinanderfolgenden Eingaben über Tastatur/Maus oder Controller versagte das Streaming aber schnell. Es scheint als ob über den Powerline Adapter nicht die notwendige Verbindungsqualität gewährleistet sei. Dieser Test wurde auf dem Toshiba TV durchgeführt.

Direkt Szenario
Beim Anschluss von Steam Link direkt an den Switch ergab sich ein stabiles Streaming Erlebnis. Die Anzahl der Frames pro Sekunde war fast konstant bei 59-60. Man merkte kaum eine zeitliche Differenz zwischen dem Host-Computer und Steam Link. Um beide Bilder parallel anzuzeigen wurde mein Dual-Monitor-Setup dazu benutzt (die beiden LG Displays). Auch das verschlucken bei zu schnell aufeinanderfolgenden Eingaben trat nur äußerst selten in wesentlich geringerem Ausmaß (< 1 Sekunde) auf. Es war fast als ob man direkt am Host Computer sitzt. Das Video dazu ist weiter unten eingebunden. Ich entschuldige mich im voraus für die schlechte Qualität. Der Farbunterschied der Bilder entstand dadurch, dass es sich bei den beiden Monitoren um unterschiedliche Panele handelt obwohl aus der selben Serie. Links auf dem LG 29UM57 ist das Bild des Host-PCs und rechts auf dem LG 29UM55 ist das Bild von Steam Link. Beide Bilder sind in FullHD Auflösung auf 21:9 gestretched.


Links das Bild des Hosts, Rechts Steam Link


Fazit
Für Offline-Spiele und Spiele in denen Reaktionszeit nicht so wichtig ist, ist Steam Link eine ausgezeichnete Möglichkeit diese auf einem größeren Bildschirm bequem von der Couch aus zu zocken. Allerdings setzt Steam Link aufgrund des Konzepts als Streaming-Box eine entsprechende Hardware-Ausstattung des Host-PCs vorraus. Da die Anforderungen je nach Spiel variieren ist es wahnsinnig schwer konkrete Empfehlungen abzugeben. In Bezug auf die Netzwerkinfrastruktur will ich dennoch eine Empfehlung abgeben und zwar Gigabit-fähiges Heimnetzwerk. Steam Link mag zwar nur einen Fast-Ethernet Port besitzen, es ist aber im Heimnetz sicher nicht das einzige Gerät. Mit Gigabit-LAN kann man sich in Bezug auf die Netzwerkauslastung noch etwas Luft verschaffen. Eine weitere Empfehlung in Bezug auf das Netzwerk ist der direkte Anschluss an den Switch und die Vermeidung von Powerline bzw. dLan Lösungen. Ich habe bisher keine Möglichkeit gehabt andere Lösungen in Kombination mit Steam Link zu testen und weiß nicht ob sich höhere Datendurchsätze positiv auf das Streaming Erlebnis auswirken würden. Steam Link ist für 54,99€ im Shop verfügbar, ich hab mein Gerät im Steam Sale gekauft und es gilt als wahrscheinlich, dass es im Sale wieder vergünstigt sein wird. 54,99€ klingt auf den ersten Blick nach sehr viel Geld, aber es erspart einen kleinen PC den man extra für den Fernseher kauft nur um Streaming zu betreiben und ist in meinen Augen jeden Cent wert, wenn man auch gerne mal auf der Couch liegt.

In diesem Sinne gilt wie immer, ich berichte nur. Jedem bleibt selbst überlassen was er von den Geräten hält. Bei Fragen oder Anmerkungen einfach einen Kommentar hinterlassen ich beantworte diese sofern mir möglich.

Kommentare

  1. Hey, ich habe seit heute auch eine G410 an meinem Steam Link laufen. HAst Du es mal Geschaft eine andere Farbgebung als das Standard-Uni-Türkis einzustellen?

    AntwortenLöschen
  2. Servus, leider ist das Ändern der Standardeinstellungen bei der G410 nur bei der Verwendung von VirtualHere möglich (kostet 19,99€ auf Steam) mit VirtualHere wird die Tastatur dann am Steam-Host angezeigt obwohl sie am Steam-Link angeschlossen ist und scheint auch im Logitech Gaming Framework auf. Ich hab VirtualHere in einem seperaten Blog-Post getestet. Leider treten bei der Verwendung von VirtualHere, beispielsweise bei Counterstrike und Trackmania Input-Lags auf die Teils sekundenlange Verzögerungen bis zum Verbindungsabbruch produzieren. Ein Leser meinte es ließe sich durch das verringern der Signalrate der USB Geräte (die Hälfte der eingestellten 5000hz) ebenfalls die Intensität der Input-Lags verringern. Leider konnte ich das nicht mehr testen, da ich via Steam-Refunding das Programm erstattet haben wollte. Mit Logitech-Geräten die einen internen Speicher und die Nutzung dieses Speichers erlauben sollte es kein Problem sein. Beispiele dafür sind die Logitech G600 und die G13. Die Geräte werden an einem PC oder Laptop mit Logitech Gaming konfiguriert und die Einstellungen am internen Speicher abgelegt. Die Funktionalität diente dazu die Einstellungen immer mit zu haben ohne die Software auf allen Geräten installieren zu müssen.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vergleich: Logitech G910 Orion Spectrum vs. Logitech G910 Orion Spark

Phishing - Wie erkenne ich es?